Am Sonntag war es wieder soweit, die Schweizermeisterschaft in Alpnach stand auf dem Programm. Das Wetter zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite oder soo….

Um 8:00 Uhr ging es los bei kalten Temperaturen und Regen. Trotz dem schlechten Wetter war ich bis in die Zehenspitzen motiviert und das hatte auch einen Grund. Ich erholte mich vom
Nationalparkmarathon sehr schnell und bemerkte, dass es mit der Form steil nach oben ging. Trotzdem hatte ich kleine Zweifel, weil ich dieses Jahr bis jetzt nicht auf Touren kam. Auch wenn das
jetzt vielleicht überheblich klingt, ich wollte dieses Rennen gewinnen und mir war bewusst, dass mein härtester Gegner Urs Huber heisst, aber auch er kocht nur mit Wasser. =)
So ging es also los und wir fuhren gleich zu Beginn den längsten Anstieg nach Langis. Ich fühlte mich super und wir schlugen so ein Tempo an, dass bald nur noch Urs, Buys (Südafrika) und ich
alleine unterwegs waren. Umso höher wie kamen umso kälter wurde es und der Regen wurde zeitweise sogar stärker. So ging es bei 3 Grad und Regen weiter, was für mich etwas Grenzwertig war, weil
ich meine Finger nicht mehr spüren konnte, so dass ich den Lenker kaum mehr halten konnte. Zudem konnte ich die perfekte Linie schon lange nicht mehr halten vor lauter schlottern. Am Langis
angekommen, ging es in die Abfahrt. Eigentlich hätte ich dort eine Regenjacke deponiert gehabt, aber es hätte eh nichts gebracht, weil ich null Chancen gehabt hätte um diese zu schliessen.
Innerlich sprach ich immer wieder zu mir: «Es gibt schlimmeres du Weichei.» In der Abfahrt musste Buys wegen der Kälte abreisen lassen und viel weit zurück. So kamen wir bei der ersten
Zieldurchfahrt nur noch zu zweit und bewältigten gemeinsam die Fläche zum Anstieg aufs Ächerli. Ich hatte immer noch sehr kalt, aber mittlerweile hörte es mit dem Regnen auf. Die Kälte hatte mir
sehr viel Energie genommen, aber ich fühlte mich im Verhältnis immer noch super.

Nun ging es um den Titel und wie letztes Jahr hatte ich wieder ein Duell mit Urs, nur dieses Jahr fahren wir die selben Bikes. Irgendwie ein komisches Gefühl für mich, worüber ich mir auch Gedanken machte. Urs versuchte in den steilen Rampen das Tempo zu erhöhen, aber tat dies irgendwie auch nicht richtig und so war mehr Trainingstempo statt Renntempo angesagt, was wir uns auch leisten konnten, da wir mit beachtlichem Vorsprung unterwegs waren. Nun stand die letzte Abfahrt und meine Chance auf den Schweizermeistertitel vor uns. Ich hatte mir schon im Aufstieg Gedanken darüber gemacht, mit wie viel Risiko ich sie fahren soll. Ich habe mich dann entschieden ohne Risiko und einfach Urs hinterher zu fahren, weil ich auch schon diverse Defekte in dieser Abfahrt hatte. Zudem hatte ich immer noch kalt und war der Meinung, dass Silber immer noch besser ist als gar nichts. Doch das Tempo in der Abfahrt war gar langsam, so dass ich aufpassen musste um bei Konzentration zu bleiben. Nach der Abfahrt mussten wir etwa noch 200 Höhenmeter bewältigen. Die ersten kurzen Rampen kam ich mühelos mit Urs mit und machte mir schon einen Plan für den Sprint. Dann kam die letzte kurze Rampe einen Trail hoch, Urs griff an und ich konnte ihm folgen, aber dann ging auf den letzten 10 Metern langsam eine Lücke auf. Ich fühlte mich nicht am Limit und wollte die Lücke zufahren, aber die Lücke wurde immer grösser. Danach ging es noch einen kurzen Trail hinunter, wo ich wiederum nichts riskierte und mit ca. 8sec. Rückstand auf die Fläche Richtung Ziel kam. Ich versuchte nochmals alles um heran zu kommen, was mir kurz gelang, aber danach war bei mir Ende Feuer und ich musste eingestehen, Urs nicht mehr einholen zu können und gewann Silber vor dem jungen starkfahrenden Casey South.
Dieses Jahr ist die Silbermedaille sicherlich ein Gewinn. Nach der bisherigen Saison durfte ich nicht erwarten mit einer Medaille nach Hause zu gehen, aber trotzdem bin ich etwas Enttäuscht und frage mich, warum ich auf den letzten Metern den Anschluss verloren hatte, aber es ist ganz einfach, Urs war einfach stärker!
Nächsten Samstag werde ich spontan am Open Bike teilnehmen und mir den letzten Schliff für die WM in Grächen in zwei Wochen holen. Leider kann ich dieses Jahr nicht am Ironbike Einsiedeln teilnehmen, weil die WM an diesem Datum ist. Ich hätte noch Chancen auf den zweiten Gesamtrang in der Marathon Serie, aber die WM in der Heimat geht vor. Trotzdem finde ich es etwas Schade, dass zwei solche Events in der Schweiz zeitgleich stattfinden.
Ein ganz grosses Dankeschön an alle Betreuer, meinen super Masseur, Johannes, welcher die letzten Wochen viel Energie und Zeit in mich investierte, die tollen Fans und BULLS Schweiz, welche am Sonntag bei diesem Wetter den Weg nach Alpnach fanden um mich zu unterstützen und Chapeau an alle Fahrer, welche das Rennen beendet haben!