
Seit meinem Sturz im Juli sind schon wieder 10 Wochen vergangen. Es waren nicht leichte Wochen, aber ich arbeitete hart, damit ich pünktlich auf die Schweizermeisterschaft in Scoul wieder fit bin um das Unmögliche zu schaffen. Die Heilung verlief zum Glück perfekt, so dass ich schon nach neun Tagen nach dem Sturz wieder mit dem Alternativ-Training „Berge hoch gehen“ beginnen konnte. In diesen Tagen absolvierte ich viele Höhenmeter zu Fuss und hatte Freude daran mit der Bahn wieder ins Tal zu fahren. Das ich auch wieder so früh beginnen konnte, verdanke ich meinem Physiotherapeuten und meinem Med. Masseur. Ich ging pro Woche 2x in die Physiotherapie und bis zu 5x in die Lymphmassage. So war es mir möglich schon nach zwölf Tagen mit verändertem Cockpit am Bike für knappe 30min. auf den Rollentrainer zu gehen. Ich machte weiter rasche Fortschritte und so fühlte ich mich nach drei Wochen so fit, dass ich mit dem Bike auf die Strasse ging. Es fühlte sich einfach gut an und ich freute mich über jede Minute, welche ich auf dem Bike verbringen konnte. Nach und nach konnte ich das Training und die Intensität steigern, so dass ich Ende August wieder einigermassen im normalen Trainingsbereich war. Trotz der raschen Heilung bemerkte ich, dass mein Handgelenk und vorallem die Schulter etwas mehr abgekriegt hatten als angenommen. Auch bei den Intervallen hatte ich noch etwas Probleme mit Seitenstechen wegen der Lunge.
Nun fühlte ich mich aber fit genug um wieder ins Renngeschehen einzugreifen. So entschied ich mich vor zwei Wochen spontan am Jura Bike Marathon zu starten. Leider machte die Schulter nicht mit und so ging ich vorsichtshalber nach der Rennhälfte raus. Letzte Woche stand der erste richtige Marathon in Alpnach auf dem Programm. Ich war überrascht, wie gut es im Aufstieg schon ging und ich konnte beim stark besetzen Rennen recht gut mithalten. Die Abfahrten gingen hingegen noch nicht so gut, ich musste doch etwas mehr Schmerzen aushalten als erwünscht und so verlor ich ein wenig an Boden. Ich fühlte mich auch nicht wirklich sicher in den Abfahrten, auch weil ich seit dem Sturz nur am Jura Marathon Offroad unterwegs war um die rechte Seite zu schonen. In der zweiten Hälfte hatte ich auch wieder ein wenig Probleme mit dem Seitenstechen, welches ich mit Temporeduktion in den Griff bekam. Umso länger der Aufstieg ging umso besser ging es wieder und so war ich auf dem letzten Berg als Elfter. Leider verlor ich in der Abfahrt erneut etwas an Boden und kam für meine Verhältnisse als guter 14. ins Ziel. Dies machte mir Mut für die Schweizermeisterschaft von vergangenem Wochenende.
Am Samstag war es nun soweit, die Schweizermeisterschaft in Scuol stand auf dem Programm, welche auf einer alternativen Strecke vom Nationalparkmarathon durchgeführt wurde. Ich stand ehrlich gesagt mit gemischten Gefühlen am Start. Ich war top motiviert, aber ich wusste auch, dass ich nicht bei 100% meiner Leistung war. Zudem wusste ich nicht, wie es mit meiner Schulter und dem Seitenstechen geht. Um 7.15 ging es bei eher frischen Temperaturen los. Ich hatte gleich von Beginn an etwas Mühe und Seitenstechen, was auf die Temperaturen zurück zu führen war. Nach einiger Zeit fand ich ins Rennen und konnte den Kontakt zur Spitzengruppe nochmals herstellen. In der ersten Abfahrt verlor ich dann etwas Zeit und die Schulter und das Handgelenk schmerzte schon. Leider gelang mir danach der Anschluss zur Spitzengruppe nicht mehr, was mir Mental einen kleinen Knick gab. Ehrlich gesagt, hatte ich die vielen Kiesstrassen beim Rennen etwas unterschätzt. Ich dachte, wenn es nicht technisch ist, würde es besser mit meinen Verletzungen gehen, doch leider war es anders. Die schnellen Abfahrten mit Schlaglöcher setzten mir immer mehr zu. Bei Rennhälfte kam die längste Abfahrt des Tages, welche mir nochmals mehr zusetzte, so kurvte ich um den 15. Rang herum. Ab da war mein Ziel, nur noch ins Ziel zu kommen. So schaltete ich auf Trainingsmodus und kam schlussendlich als 21. ins Ziel. So Rennen zufahren macht definitiv keinen Spass. Und leider wurde die Entscheidung zum Schweizermeister von einem schlimmen Sturz überschattet. - Ich wünsche Casey South alles Gute und eine schnelle Genesung!
Klar hätte ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht, schon nur, weil ich seit 2012 an der Schweizermeisterschaft nie schlechter war als ein 5. Rang. Dieses Jahr war und ist halt vieles anders und ich wollte das Unmögliche erreichen und mir persönlich etwas beweisen. Trotz all dem war es für mich eine spannende Erfahrung, welche mir gezeigt hat, wie schnell sich mein Körper erholen kann, aber auch die Grenzen des Möglichen aufgezeigt.
Nun habe ich mich endschieden nur noch ein Rennen zu fahren, den UCI Marathon auf der Insel Elba Mitte Oktober. Dort wird nächstes Jahr die Weltmeisterschaft ausgetragen und so kann ich ein erstes Mal die Strecke abfahren. In der Zwischenzeit und vorallem danach werde ich mich meiner Erholung widmen und weitere Abklärungen bezüglich der Schulter machen um nächstes Jahr wieder fit zu sein.
Ich bedanke mich bei BULLS Schweiz und dem BULLS Team für die Unterstützung und das Verständnis!